Dienstag, 19. April 2005

Verteidiger Hans-Jürgen Boll: provozieren um jeden Preis

Die Hamburger Morgenpost berichtet von den eigenwilligen Verteidigermethoden des Rechtsanwalts Hans-Jürgen Boll. Der Kollege Udo Vetter hat dies in seinem immer anregenden und interessanten law blog gestern bekannt gemacht.

"Höhepunkt" der Verteidigertätigkeit des Rechtsanwalts Boll in der Verhandlung vor dem Amtsgericht Altona zum Richter laut Hamburger Morgenpost: "Kurz vor Verhandlungsende gehen dem cholerischen Anwalt endgültig die Gäule durch, er giftet den (bartlosen) Richter an: "Ich finde es ungehörig, dass Sie hier sitzen und nicht rasiert sind. Wenn einer so unrasiert ist, den kann ich nicht ernst nehmen. Sind Sie zu spät aufgestanden?" Fassungsloses Kopfschütteln bei Richter, Staatsanwältin, Schöffen. Fortsetzung am 3. Mai."

Solche Verteidigungsstragien, wenn man sie überhaupt so nennen kann, zielen darauf ab, den Richter so lange gezielt zu reizen, bis er sich so unvorsichtig äußert, dass genügend Anlass für einen (in diesen Fällen meist unbegründeten) Ablehnungsantrag gegen den Richter wegen Verdachts der Befangenheit stellen zu können. Und überhaupt: Gereizte Richter begehen unter Umständen eher prozessuale Fehler.

Nach meiner Einschätzung dienen derartige unsachliche ins Pöbelnde übergehende Auftritte von gewissen Strafverteidigern allein deren eigener Selbstdarstellung dem Mandanten gegenüber (schau mal, wie ich mit dem Vorsitzenden umspringe), ohne dem Mandanten auch nur im geringsten zu helfen, wenn man mal vom Mitleid des Gerichts absieht, dass manchem Angeklagten zuteil wird, wenn er von einem solchen Rechtsanwalt verteidigt wird.

Warten wir ab, wie es am 03.05.2005 weiter gehen wird. Bisher hat der bedauernswerte, aber anscheinend über den Dingen stehende Richter Beier nach dem Eindruck des Presseberichts souverän reagiert.

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