Der Tagesspiegel Online berichtet über den Fortgang der Ermittlungen im Fall Sürücü - erste Information bei LiNo hier zu finden -
Jüngster Bruder unter Tatverdacht: 18-Jähriger soll Schwester erschossen haben
Die Aussage einer Frau hat den Mordverdacht auf die drei Brüder von Hatin S. gelenkt. Wie berichtet, wurden die 18, 23 und 25 Jahre alten Männer am Wochenende wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Mordes an ihrer 23 Jahre alten Schwester verhaftet. Sie bestreiten die Tat. Geschossen haben soll den Ermittlungen zufolge der jüngste der drei Brüder. Er soll sich seiner Freundin anvertraut haben, die am Wochenende bei der Vernehmung durch die Mordkommission die Beamten informierte. Der Lebenswandel der 23-Jährigen Hatin S. soll das Mordmotiv gewesen sein. Sie hatte viele Männerbekanntschaften und war bereits zwei Mal verheiratet. Justizsprecher Michael Grunwald äußerte sich am Dienstag aus Rücksicht auf die Ermittlungen nicht zu dem Fall.
Die Anwälte der drei Beschuldigten haben bisher keine vollständige Einsicht in die Ermittlungsakten erhalten. Strafverteidiger Matthias Kock, der den 23-jährigen Verdächtigen vertritt, ist der Auffassung, die Beweislage gegen seinen Mandanten sei „sehr dünn“. Kocks Mandant soll laut Kripo-Ermittlungen seine Schwester aus ihrer Wohnung an der Bacharacher Straße in Tempelhof gelockt und in der Nähe des Tatortes gewartet haben.
Dass der Jüngste von seinen Brüdern für den Mord ausgewählt worden sein soll, liege an dessen Alter, hieß es bei der Polizei: Mit 18 werde er im Fall einer Verurteilung nach Jugendstrafrecht bestraft. Das sieht eine Höchststrafe von zehn Jahren vor. Daran sei vermutlich bei der Planung der Tat bereits gedacht worden, vermuten Rechtsexperten. Das Erwachsenenstrafrecht sieht für Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe vor.
Der Anwalt sagte zur Entlastung seines Mandanten, dieser sei westlich orientiert. Seine Frau trage kein Kopftuch. Die Eltern von Hatin S. hätten nicht mit ihrer Tochter gebrochen und sich um den fünfjährigen Enkel gekümmert. Im Alter von 15 Jahren war Hatin S. von den Eltern mit einem Cousin in der Türkei verheiratet worden und zog dorthin. Sie wurde schwanger, aber die Ehe hielt nicht. Die Frau kehrte nach Berlin zurück, ließ sich scheiden und heiratete erneut. Auch diese Beziehung dauerte nicht lange. Im Jahr 2000 zog die Frau mit ihrem Jungen an die Bacharacher Straße und begann eine Ausbildung zur Elektroinstallateurin.
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