LiNo hatte kürzlich über RFID berichtet. Jetzt liegt auch eine Information des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages vor. Dort heißt es unter anderem:
Einsatzmöglichkeiten
Für Funkchips existieren zahlreiche Einsatzfelder. Der Rat der Europäischen Union hat am
10.12.2004 beschlossen, bis spätestens Anfang 2008 Gesichtsbilder und Fingerabdrücke in
Ausweisdokumente aufzunehmen. Einem Vorschlag der Europäischen Kommission folgend sollen diese Daten auf RFID „Tags“ gespeichert werden. Des Weiteren plant die Europäische
Zentralbank den Einsatz von RFID in Banknoten. Die dort implementierten „Tags“ sollen Daten
über Seriennummer, Druckerei sowie Nominalwert enthalten. Dies soll der Identifizierung von
Falschgeld und Auffindung von Banknoten aus Überfällen, Erpressungen u.ä. dienen. Dann
könnte es auch möglich sein, grenzüberschreitenden Bargeldverkehr (Schwarzgeld) kontakt- und sichtlos zu kontrollieren. Im Rahmen der Fußball WM 2006 in Deutschland sollen in Eintrittskarten eingebaute „Tags“ Fälschungen und mittels der gespeicherten Karteninhaberdaten die Entstehung eines Zweitmarktes verhindern. Besondere Bedeutung erlangt RFID schon heute im Logistikbereich. Mit Transpondern ausgestattete Waren können automatisch überwacht, verfolgt und zugeordnet werden. Der Flughafenbetreiber Frankfurt Airport AG nutzt RFID z.B. um Brandschutzklappen zu warten und die Ausweise des Wartungspersonals zu identifizieren. Damit kann der gesamte Wartungsablauf erfasst und ggf. zurückverfolgt werden. Geplant ist zudem die Ausstattung aller Gepäckstücke mit RFID-Transpondern, um Fehlerquoten in logistischen Abläufen zu verringern. Der Handel möchte sämtliche Produkte mit RFID „Tags“ ausstatten. Auf diesen soll ein Elektronischer Produktcode (EPC) gespeichert werden. EPC ist eine Weiterentwicklung der Europäischen Artikelnummer (EAN) und hat gegenüber dem bisherigen Strichcodeverfahren den Vorteil, dass nicht nur eine Produktgruppe, sondern jedes einzelne Produkt weltweit eindeutig
identifizierbar ist. In Verbindung mit personenbezogenen RFID-Kundenkarten können
Zahlungen ohne Kassenpersonal durchgeführt, Regal- und Lagerbestände stets automatisch
kontrolliert werden.
Chancen und Risiken
RFID eröffnet erhebliche ökonomische Chancen für nahezu alle Wirtschaftszweige. Ein Großteil
heute noch manuell getätigter Prozesse könnte automatisiert und so Lohnkosten gesenkt werden. Ausbleibende Logistikprobleme (Fehllieferungen, Fehlbestände, Bestandsverluste) versprechen darüber hinaus Kostenersparnis. Ökonomen sagen der RFID-Industrie eine große Zukunft voraus. Es wird prognostiziert, dass die RFID-Investitionen des Handels von 15 EU-Ländern von ca. 285 Mio. € (2004) auf etwa 2.594 Mio. € (2008) ansteigen werden. Allein in Deutschland wird für diesen Zeitraum eine Steigerungsrate von ca. 550 % erwartet. Durch Identifizierbarkeit einzelner Produkte und Kunden könnte individuelles Kaufverhalten durch individualisiertes Marketing unterstützt werden. Die auf den „Tags“ enthaltenen Daten könnten durch intelligente Haushaltsgeräte verarbeitet werden, z.B. im Zusammenhang mit Mindesthaltbarkeitsdaten bei Lebensmitteln.
Es werden jedoch auch datenschutzrechtliche Bedenken geäußert.
Die auf „Tags“ gespeicherten Daten sind auslesbar, kopierbar und manipulierbar. Da diese Informationen praktisch stets verfügbar sind, wird die Frage aufgeworfen, inwieweit der Träger von „Tags“ noch „Herr seiner Daten“; d.h. sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung noch gewährleistet ist. Bei bereits personenbezogen abgespeicherten Daten könnten mittels Auslesen und anschließendem Übertragen auf Blanko-„Tags“ Identitäten „simuliert“ werden. Dies weist insbesondere im Zusammenhang mit Ausweisdokumenten, Eintrittskontrollen und Kundenidentifikation per RFID Kundenkarte erhebliches Missbrauchspotenzial auf. Personenunabhängig gespeicherte Daten, wie beispielsweise EPC an Waren, sind zwar zunächst unbedenklich, können aber personenbeziehbar werden. Zahlt der Kunde im Einzelhandel bargeldlos per EC- oder Kundenkarte, ist ein Bezug zwischen Ware und Person hergestellt. Viele Firmen planen, sämtliche EPC in Datenbanksystemen zu speichern (Object Name System), um den Warenverkehr weltweit zurückverfolgen zu können. Datenschützer warnen schon heute vor erheblichen Missbrauchsgefahren, da es mit RFID-Scanner-Systemen möglich sei, komplexe Bewegungsprofile von Personen herzustellen (Tracking).
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