Im Berliner S-Bahnring kann man immer im Kreis fahren. Im Jahr 2003 begann, wie es heisst, in linken Kreisen, das "Ring-Saufen". Das sieht so aus, dass die Beteiligten auf jedem Bahnhof des Ringes - es sind immerhin 27 Bahnhöfe - aussteigen, und (mindestens) ein Bier in der jeweiligen Bahnhofskneipe trinken. Der Tagesspiegel berichtet darüber.
Protokoll vom 18.02.2006:
Um 22 Uhr sammeln sich fast 200 Personen auf dem S-Bahnhof Halensee, um 22.06 Uhr steigen sie in den Zug Richtung Schöneberg, mit Musikanlage und Sechserpacks Bier im Gepäck. Da die Bundespolizei – die auch Bahnpolizei ist – zuvor einen Tipp bekommen hatte, ist sie mit 50 Beamten im Einsatz. Um 22.45 Uhr muss sie die Berliner Polizei zur Unterstützung anfordern. Diese fährt zum Bahnhof Gesundbrunnen, weil dort einer der alkoholisierten Teilnehmer zuvor die Notbremse gezogen hatte. Auf den Bahnsteigen fliegen ab 23.35 Uhr Flaschen auf Polizisten und andere Züge, Betrunkene rennen über die Gleise. Um 23.47 Uhr steigt eine Menge von 160 Personen in einen Zug Richtung Ostkreuz, begleitet von einer Einsatzhundertschaft. Bis dahin hat die Polizei noch von „Happening-Charakter“ gesprochen, von da an jedoch sei die Stimmung zunehmend „aggressiv“ geworden. Die Polizei fährt schließlich nach Ostkreuz, wo sie um 0.10 Uhr eintrifft und somit sechs Minuten vor der Bahn. Bei der Ankunft des Zuges fliegen erneut Flaschen. Um 0.35 Uhr leisten noch „50 Personen aus dem linken Spektrum“ Widerstand, die Polizei setzt Schlagstöcke ein und kann die Lage um 0.55 Uhr beruhigen. Nur von wenigen Tätern können die Personalien festgestellt werden, die Polizei schreibt Anzeigen wegen Landfriedensbruch, Beleidigung und Körperverletzung. Nach S-Bahn-Angaben hatte es nach dem friedlichen Auftakt 2003 zuletzt viele Monate kein „Ring-Saufen“ gegeben. Erstmals sei es in Randale umgeschlagen.
Die Berliner Morgenpost vom 20.02.2006 schildert die Vorgänge u.a. so:
Gegen 21.45 Uhr hatten sich bereits etwa 250 Jugendliche auf dem Bahnsteig in Halensee versammelt - jede ankommende S-Bahn brachte mehr "Party-Gäste", darunter angetrunkene Punks, Autonome, aber auch viele "normale" Jugendliche, zum Treffpunkt. Eine Handvoll Beamte der Bundespolizei und Bahnangestellte konnten offensichtlich mit dem plötzlichen Auflauf nichts anfangen.
Als die S-Bahn mit der Nummer 482378-7 in Richtung Gesundbrunnen einfuhr, stürmten die knapp 300 Jugendlichen unter lautem Gejohle den kompletten Zug. In den Waggons gab es dann zwar ein großes Gedrängel, aber keine Musik. Auch die richtige Party-Stimmung wollte nicht aufkommen - Frust machte sich breit.
Ab dem Bahnhof Schöneberg fingen einige der Punks an zu randalieren. Sie beschmierten die Innenreinrichtung mit Farbstiften, schlugen Scheiben aus, rissen Werbung von den Wänden und versuchten sie anzuzünden. Immer mehr Jugendliche, die nichts mit den Randalierern zu tun haben wollten, verließen zwischen Tempelhof und Sonnenallee die S-Bahn.
Am Ostkreuz erwarteten bereits mehrere Polizisten den "Partyzug". Als sich die Weiterfahrt verzögerte, flogen Flaschen auf die Beamten; sie wurden angespuckt. Passagiere anderer S-Bahnen wurden mit Schlägen und einem Totschläger bedroht.
1 Kommentar:
Ich glaube, Sie haben da zwei Sachen miteinander verwechselt, bzw. zusammengeschmießen ;)
Kommentar veröffentlichen