Donnerstag, 17. Mai 2007

Verbissene Statistik in Berlin

Sorgen haben die gewählten Abgeordneten in Berlin .... : Fragen von Claudia Hämmerling, Bündnis 90/Die Grünen, im Berliner Abgeordnetenhaus und die nicht weniger verbissene Antwort des Berliner Senats (Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz), die suggeriert, dass noch zu viel Geld für Bürokratie zur Verfügung steht:
.....
4. Welche körperlichen Schäden entstehen durch gefahrdrohendes Anspringen im Unterschied zu nicht gefahrdrohendem Anspringen?
5. Wie bewertet der Senat den Vorschlag, „gefahrdrohendes Anspringen“ aus der Statistik zu entfernen und statt dessen zu differenzieren in Beißvorfälle mit leichten Verletzungen und schwere Verletzungen, die behandlungsbedürftig sind?
6. Wie bewertet der Senat den Vorschlag, die Beißvorfälle zu differenzieren in Beißvorfälle im häuslichen Bereich, in der Familie und im Bekanntenkreis und solchen, die im öffentlichen Raum geschehen vor dem Hintergrund, dass derartige Informationen im Interesse von Präventionsmaßnahmen gegen Hundebisse sinnvoller sind, als die gleichrangige Erfassung von gefahrdrohendem Anspringen und Hundebissen?
Zu 4., 5. und 6.: Ein gefahrdrohendes Anspringen liegt vor, wenn durch das Anspringen bei verständiger Betrachtung und Würdigung aller Einzelfallumstände die Gefährdung eines Menschen zu befürchten war. Davon ist insbesondere auszugehen, wenn Hunde Kinder oder ältere Menschen unkontrolliert derart anspringen, dass diese umfallen oder umzufallen drohen. Körperliche Schäden müssen dabei nicht entstehen. Der Tatbestand ist nicht erfüllt, wenn Hunde z.B. auf Menschen zulaufen, um diese erkennbar harmlos zu begrüßen oder zu be-schnuppern. Dass durch ein gefahrdrohendes Anspringen der Tatbestand einer Gefährdung von Menschen gegeben ist, wurde durch Rechtsprechung bestätigt (Beschluss des Hess VGH vom 21.10.1996). Deshalb lehnt der Senat das Entfernen des Tatbestandes des gefahrdrohenden Anspringens aus der Statistik ab.
Bei der Frage bzgl. einer weiteren Differenzierung der Beißstatistik nach dem Grad der Verletzung oder dem Ort und den näheren Umständen der Beißvorfälle sind u.a. Aufwand und Nutzen sowie die Möglichkeiten der zuständigen Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämter zu berücksichtigen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz wird deshalb darüber mit den Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämtern beraten.
Wadenbeißer werden anscheinend statistisch sträflich vernachlässigt.

Jetzt warte ich noch auf die Statistik über die aufwendigste Bürokratie in Berlin. Sicher wird ein Berliner Abgeordneter auch einmal danach fragen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sie finden das ganze offenbar sehr lustig. Das ist es nicht. Als Info überlasse ich Ihnen meine heutige email an besagte Abgeordnete:

"Sehr geehrte Frau Hämmerling,

ich bin genervt von der Hundeparanoia in Berlin, die zunehmend dazu führt, daß ich in der Öffentlichkeit regelmäßig angepöbelt werde (eigenartigerweise nur von Männern) - nur, weil ich einen Hund mit mir führe.
In der Vergangenheit habe ich Aufklärungsarbeit geleistet, etwa in der Art:
- Sie brauchen keine Angst zu haben, mein Hund ist sehr gut erzogen und sozialverträglich!
- Sie müssen wissen, daß Hündinnen, wenn sie sich in bestimmter Weise hinhocken nur Urin absetzen. Es gibt also keinen Kot, den ich wegräumen könnte....usw

Inzwischen habe ich richtig Streß, wenn ich mit meinem Hund aus der Haustür hinaustrete. Das Problem ist zusätzlich, daß ich vor meiner Haustür sehr viel nichtansässige Menschen treffe. Wieviele Menschen muß ich also noch aufklären? Bei mir ist jedenfalls das Maß voll!

Am Sa wurde ich wieder angepöbelt und...habe diesmal zurückgepöbelt. Eine weitere Hundebesitzerin wurde von diesem Menschen 2 Mal so stark geschlagen, daß sie zu Boden ging und blutete. Desweiteren hat der Täter ohne Grund nach dem Hund getreten. Natürlich Anzeige wegen Beleidigung und Körperverletzung und Sachbeschädigung....habe leider vergessen, ihn wegen Verletzung des Tierschutzgesetzes anzuzeigen.

Ich frage Sie, muß das sein? Im übrigen haben sich beide Hunde in dieser Situation korrekt und ruhig verhalten..kein Knurren oder Bellen oder Anspringen oder Biss, trotz der aggressiven Handlungen des Täters.

Ich möchte keinesfalls den bisherigen Bissopfern Verständnis und Gerechtigkeit absprechen, aber der gegenwärtige Zustand führt zu einer Diskriminierung von ordentlichen Hundehaltern mit gutausgebildeten Hunden.

Eine kleine Statistik für das Jahr 2007 aus Berlin:

839 Bissvorfälle bei 109.000 Hunden in Berlin, d.h. 0,77 Vorfälle auf 100 Hunde
etwa 70% davon spielt sich im Haushalt und Bekanntenkreis ab, also:
etwa 250 Vorfälle im öffentlichen Bereich, d.h. 0,23 Vorfälle auf 100 Hunde

Zum Vergleich: Kriminalstatistik Berlin für 2007
69.383 Rohheitsdelikte durch Menschen an Menschen, d.h. etwa 2 Vorfälle auf 100 Einwohner

Man sollte nun meinen, die Hundeverordnung, so unintelligent, unwissenschaftlich und unkonstruktiv sie auch sein mag, hätte Ruhe in die Angelegenheit gebracht. Aber im Gegenteil: Hundehasser fühlen sich bestätigt in ihrer aggressiven Einstellung gegenüber Hunden und damit auch ihren Besitzern.

Am schlimmsten ist, daß mein Hund natürlich Aggressivität durch Menschen wahrnimmt und noch in der Lage ist, darauf zu vertrauen, daß ich die Dinge regeln kann...aber bei körperlichen Übergriffen von Männern wäre ich genauso unterlegen. Stattdessen bin ich jedesmal und erneut nach so einer Sache dabei, meinen Hund zu desensibilisieren ... dann suche ich mir einen netten fremden Menschen (findet man so auf die Schnelle nur noch unter Hundebesitzern), um dem Hund mit einer positiven Erfahrung auszustatten.

Was soll ich also tun?
A: Meinen Hund als Kampfhund ausbilden, wie es mir von der Tochter eines Polizisten (auch Hundehalterin) empfohlen wurde? Das möchte ich meiner Hündin und mir nicht antun..
B: Bei jeder Pöbelei die Polizei rufen?
C: Verfassungsbeschwerde gegen die diskriminierende Hundeverordnung einreichen, um einfach mal die Dinge vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen und ein Zeichen in der Öffentlichkeit zu erwirken?
D: Politische Entscheidungen erwirken? ... kaum möglich:.. keine Lobby für Hunde.. Hundebesitzer sind eine Minderheit..und natürlich die negative öffentliche Einstellung läßt auf Erfolglosigkeit schließen

Mit freundlichen Grüßen

Petra Merkel mit Bella (White Canadian Herders Hound)"